das seitliche Dreieck - parsva trikonasana
Diese Haltung des seitlichen Dreiecks beginnt in der Standposition mit etwas voneinander entfernter Beinhaltung. Sie benötigt eine klar und konkret gelenkte Beindynamik, die aus dem Beckenbereich und dem unteren Rücken ihren Anfang nimmt und sich in das gehobene Bein fortsetzt. Dieses kann dynamisch und zugleich leicht bleiben, wenn das Standbein gut in der Vorstellung als ein stabiler Ankergrund vom Fuß bis zum Kreuzbein gehalten wird. Der Oberkörper wird zunächst nur leicht aufgerichtet und bleibt in der Linie des gehobenen Beines. Dies ist die leichte Variation. Der Atem sollte frei fließen und der Übende hält nun diese Stellung ruhig und in einer wachen Beobachtung für etwa 5 -30 Sekunden und kehrt dann wieder geordnet zurück. Üben Sie auch auf der anderen Seite.
Von Anfang an bis zum Ende wird bei dieser Haltung das Bewusstsein wach und aktiv in einer Beobachtung und mit klarer Führung der Bewegung in konkret vorgestellten Schritten bewahrt. Diese aktive mentale Haltung, die dann auch gezielt in die Bewegung umgesetzt wird, wirkt sich reinigend auf das Bindegewebe (Faszien) aus, sodass sich Stauungen, die wiederum aus Fremdeinflüssen entstehen, lösen können. Eine wache und konkrete Aktivität führt zu einer beginnenden Befreiung von Fremdkräften, die der Mensch meist unerkannt aufgenommen hat.
Kann das Bein weiter angehoben werden, wird es auch möglich, den Oberkörper und den Arm, nun mehr aus dem mittleren Rücken motiviert, seitlich zum Raum geöffnet Richtung Boden zu führen, bis die Hand den Boden berührt (nicht abstützen). Die Bewegung gleitet zentrifugal aus der Mitte des Körpers in beide Richtungen, beinwärts und kopfwärts und kann ebenfalls in der forgeschrittenen Variation 5 - 30 Sekunden gehalten werden. Es ist günstig, das seitliche Dreieck 2 - 3 Mal auf beiden Seiten in zunehmender Dynamik zu wiederholen.
Wird die wache Wahrnehmung und konzentrierte Führung der Bewegung aufrecht erhalten, so entsteht eine außerordentliche Belebung, Kräftigung und ein weitwerdendes Empfinden.
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das gedrehte Dreieck - parivrtta trikonasana
Beginnen Sie das gedrehte Dreieck in der Beinhaltung eines gleichseitigen Dreiecks. Halten Sie die Arme gestreckt zur Seite und lassen Sie sie leicht wie Flügel im Wind. Der Oberkörper wird aus dem unteren Brustkorb nach oben aktiv angehoben, die Schultern bleiben dennoch locker und der Atem sollte frei fließen können. Warten Sie durch Ruhigwerden und Beobachtung, bis Ihr Bewusstsein eine weite Übersicht gewinnt. Nehmen Sie sich dann eine sehr weit ausholende Bewegung aus dem gezielten Aufrichten der Wirbelsäulenmitte nach vorne und in einer Drehung zu einer Seite mit einem Arm zum gegenüberliegenden Fuß vor. Während der eine Arm zum Boden oder Bein (leichtere Variation) gleitet, strebt der andere Arm entgegengesetzt himmelwärts. Der Oberkörper ist nun weit ausgespannt zwischen Erde und dem weiten Raum. Der Blick wendet sich zur Handinnenfläche der gehobenen Hand und wenn wir die Atembewegung ebenfalls weit zulassen, können wir sie auch in Verbindung zu dem uns umgebenden freien Raum erleben. Dadurch entsteht ein Bewusstsein zu einem freien und weiten Atemraum und wie wir als Mensch zur Umgebung, zu den Mitmenschen und auch zu den kosmischen Einflüssen in Verbindung stehen.
Kehren Sie nach einem ruhigen Halten für etwa 10 - 30 Sekunden in dieser um die eigene Achse gedrehten Ausdehnung wieder in gleichermaßen weiter Bewegung in die Ausgangsstellung zurück und üben Sie die andere Seite. Wiederholen Sie die Stellung 2 -3 x.
Es kann nun eine Vorstellung beim Üben zu dieser Haltung gedacht werden, die zu ihrem tieferen Sinnbild und Erleben hinführt: die weite Ausdehnung mit der Wirbelsäule steht für eine natürliche Aktivität und Ausdehnung der Persönlichkeit, die sich mit dem einen Arm einerseits zur Erde oder den irdischen Verhältnissen hinwendet und mit dem anderen Arm zum Raum und den weisheitsvollen Gedanken und Kräften des Himmels ausrichtet. Der Schultergürtel symbolisiert in dieser Haltung die Weisheit des Geistes, da er zwischen diesen beiden Polen sehr intensiv und weit eingespannt ist. "Weisheit, Gestaltungskraft und irdische Aktivität sollen sich einmal im Leben zu einer harmonischen Mitte vereinen." (Heinz Grill, "Die Seelendimension des Yoga", Seite 181)
Diese sehr aktiv ausgedehnte Haltung des gedrehten Dreiecks beschreibt die eigene Fähigkeit zu einer soliden Tatkraft oder Handlungskraft, die dem Willenseinsatz entspricht und zur Erde gerichtet ist und die durch ein Ringen des Menschen um Weisheit oder höhere Erkenntnisse aus den geistigen Welten, das mehr dem klaren Denken entspricht, eine Ordnung und förderliche Richtung erhält. Weisheit und Handlungskraft sollen einmal im Menschen zusammenkommen. Das kann mit dieser Stellung gedacht und empfunden werden.
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Dreieck, Grundstellung - trikonasana
Die Grundstellung des Dreiecks beginnt ebenfalls im gleichseitigen Dreieckstand der Beine und die Arme werden seitlich nach oben über den Kopf geführt, bis die Hände sich berühren. Der Übende hält kurz inne und nimmt sich sodann eine Gliederung im Körper vor, die zu einer natürlichen und weiten Bewegungsmöglichkeit führt:
Werden Sie sich der stabil und sicher am Boden ruhenden Beinhaltung bewusst und nehmen Sie sich den Bereich des unteren Brustkorbs (Mitte der Wirbelsäule) und der Flanken für einen aktiv dynamischen Einsatz vor. Die Schultern und die Arme werden wieder möglichst leicht und dennoch in der klaren Form gehalten. Dann heben Sie den Oberkörper etwas an und gleiten bei möglichst freier Atmung in die weite Flankendehnung. Der Arm wird gestreckt und nah neben dem Kopf gehalten. Der andere Arm berührt ohne zu stützen das Bein. Halten Sie die Stellung bei weit fließendem Atem für etwa 10 - 30 Sekunden und kehren Sie dann wieder in die Ausgangsposition zurück.
Praktizieren Sie beide Seite 2 - 3 x. Achten Sie bei dieser seitlichen Ausdehnung darauf, dass der Körper nicht nach hinten oder vorne ausweicht.
Wenn der Atem frei in die Flankenzone und den oberen Bauchraum fließen kann und Sie diese Bereiche durch die eigene aktive Ausdehnung und durch die Aufmerksamkeit für die kommende Atmung immer mehr öffnen können, entsteht ein Empfinden von Weitwerden gegenüber dem Körper und seinen Grenzen.
Wird beim Üben auch die Bewegung in den Raum zur Seite wie ein bewusstes In-Beziehung-Treten zur Umgebung und zu den Mitmenschen wahrgenommen und gedacht und bleibt die anfangs erwähnte Gliederung der Bewegung im Bewusstsein, so wird das Empfinden von Weite verstärkt und auch ein Gefühl von Verbindung und Beziehung zur Außenwelt wird erlebbar und Angstgefühle können zurückweichen.
viel Freude beim Üben!
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"Fließt die Atmung weit und ungehindert, bedeutet dies auf das Leben bezogen ein natürliches, geordnetes wie auch empfindsames In-Beziehung-Stehen mit anderen. Wenn sich die Atmung einschnürt, deutet dies auf eine Belastung hin, die die naturgegebene Empfindsamkeit abspricht und eine Disharmonie rückwirkend in der gesamten Körperempfindung verursacht.
So wie die Enge eines Raumes drückend und belastend auf das Gemüt zu wirken vermag, so können die verschiedensten Verhältnisse des Lebens, vor allem des Beziehungsmiteinanders, einschnürend und beengend wirken. Die Weite der der Atmung spendet Lebenskräfte und offene Möglichkeiten für die Zukunft. Sie erleichtert das beziehungsvolle Interesse und schenkt eine natürliche Spannkraft für Taten und Aktionen. Das sichere Vertrauen in die eigenen Kräfte wächst und die Möglichkeiten, die das Dasein bietet, erscheinen wie selbstverständlich realisierbar."
(Auszug aus dem Buch "Der freie Atem" von Heinz Grill Im Kapitel "Die Weite der Atmung", Seite 81)
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"Die eigene Aktivität, hier in der Übung ganz auf den Körper bezogen, führt zu neuen Stimmungen innerhalb des gesamten Körperempfindens und eröffnet das Erlebnis von Freiheit und Weite. Wer kann den Menschen wirklich von seinen Ängsten, Besorgnissen und Zwiespälten befreien? Von außen kann diese Befreiung niemals erfolgen, denn diese Befreiung ist ein Teil, der ganz durch die eigene Schaffenskraft, durch die eigene Bewegungsrichtung der Seele erzielt werden muss."
(Auszug zur Grundstellung des Dreiecks aus dem Buch "Ein neuer Yogawille für ein integratives Bewusstsein in Geist und Welt" von Heinz Grill, Seite 65)
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